Kornél Mundruczó wurde 1975 in Ungarn geboren. Er besuchte die Regieklasse an der ungarischen Universität für Film und Drama. Kornél Mundruczó erhielt bereits für sein Kurzfilmdebüt „Afta - Day After Day” (2001) zahlreiche internationale Preise, darunter den Preis in der Kategorie Kurzfilm beim Internationalen Filmfestival in Cottbus sowie den ungarischen Kritikerpreis. Auch der ARTE-Preis für einen europäischen Kurzfilm bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen war dabei. In „Afta” behandelt Kornél Mundruczó universelle Themen wie das Heranwachsen und die Banalität des Alltags, die im Leben der jugendlichen Hauptfigur in Aggression und unterdrückte Wut münden. 2002 drehte Kornél Mundruczó seinen ersten Kinospielfilm „Pleasant Days”. Im Zentrum der düsteren Geschichte, die in der ungarischen Provinz spielt, steht der arbeitslose Mechaniker Peter. In seinem Leben spielen zwei Frauen eine Rolle: Seine Schwester Maria, die in einer Wäscherei arbeitet und die junge Maya, die ihr Baby an Maria verkauft hat. In dieser trostlosen Umgebung vergiftet ein Widerspiel von Begehren und Frustration nach und nach die Beziehungen zwischen den Protagonisten. Auch dieser Film wurde mehrfach preisgekrönt, so u.a. beim Filmfestival in Rotterdam und bei den internationalen Filmfestivals in Sofia und Brüssel.
Fragen an den Regisseur:
Stil und Inhalt Ihres Films „Ein kurzer Moment der Stille” sind düster und morbide. Wie haben Sie diese Figur entwickelt, die Suizidgefährdete betreut?
Als wir die Geschichte entwickelten, begannen wir damit, den Personen eine Vergangenheit zu geben, die im Film nicht vorkommt. Aber sie ist sein Geheimnis: Eine Liebe zwischen Bruder und Schwester. Eines Tages stirbt die Mutter, und hier beginnt der Film. Für mich sind die Doppeldeutigkeiten des Films sehr interessant: Irgendetwas in der Vergangenheit, in der Geschichte Ungarns, lief schief, und wir fingen an, über diese Situation zu reden, weil die Mutter starb ...
Diese zweite Ebene ist meiner Meinung nach wirklich grandios in Bilder umgesetzt. Alles beginnt damit, dass der Hauptdarsteller sein Büro verlässt, mit dem Auto losfährt, und in diesen dunklen Märchenwald gelangt.
Ganz recht, irgendwie vermittelt es den Eindruck von Unwirklichkeit. Tatsächlich ist es ein totes Haus. Es birgt keinerlei Leben, und darauf kam es mir an, als ich den Schauplatz entwarf. Die Wirklichkeit empfindet man nur in den Stadtszenen. Danach verlassen wir die Wirklichkeit. Ich liebe Stilisierungen, denn ich komme vom Theater, und vermutlich liegt es mir im Blut. Ich mag keine absolut realistischen Filme, denn Film ist nun einmal schlicht nicht „wahr”.
Durch die Musik, die Beleuchtung und die Kameraführung gibt es auch einige Thriller-Elemente in dem Film.
Die Personen tun nichts, außer miteinander zu reden. Aber zwischen ihnen - auch hier gibt es wieder eine Doppeldeutigkeit - spielt sich eine andere Geschichte ab. Mit Hilfe der Musik und der Kamerabewegungen haben wir versucht, die Doppeldeutigkeit zu vermitteln. Die Personen haben jede Menge Probleme miteinander, aber sie essen und reden und tun praktisch nichts. Und genau aus dem Grund wollte ich mit langen Einstellungen arbeiten, eine Steadycam und dieses orangefarbene Licht verwenden, während der erste Teil sehr hell mit weißen Szenenbildern ist.
Das Gespräch führte Oliver Baumgarten, Chefredakteur des Filmmagazins SCHNITT.