Das Ziel des Projektes ist es, FilmemacherInnen aus den kleineren Ländern Mittel- und Osteuropas zusammenzuführen, um eigenständige Produktionsstrukturen in dieser Region und eine Brücke zu westeuropäischen bzw. deutschen ProduktionspartnerInnen aufzubauen oder bereits vorhandene Verbindungen zu stärken. Durch die Kooperation eröffnet sich den jungen RegisseurInnen eine gemeinsame internationale Präsentationsplattform. Gleichzeitig werden Folgekontakte zwischen deutschen ProduzentInnen und Produktionsfirmen in Mittel- und Osteuropa geschaffen. Das Projekt stärkt die gerade wieder aufgebauten und zum Teil nicht vollends entwickelten Produktionsstrukturen in den jeweiligen Ländern. Für uns ist es von zentraler Bedeutung, dass die jetzt entstehenden Arbeitszusammenhänge auch über das Projekt hinaus Bestand haben. Bei der Auswahl der sechs FilmemacherInnen war für uns wichtig, dass sie bereits mehrere Kurzfilme oder einen Langfilm realisiert hatten. Die dramaturgische und handwerkliche Qualität musste überzeugen und eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit und auch zur Auseinandersetzung mit den anderen beteiligten RegisseurInnen sollte erkennbar sein.
Am Ende bot mir dieses Projekt die Gelegenheit, RegisseurInnen zu fördern, die mich seit längerem faszinieren und deren Arbeit ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Delegierter der Berlinale seit einiger Zeit verfolge.
Auf der inhaltlichen Ebene greift das Projekt ein kulturell übergreifendes Zusammen- und Zugehörigkeitsgefühl auf, dessen Entstehen sich gegenwärtig in den postkommunistischen Ländern beobachten lässt. Die Idee der Generation sprengt die Geschlossenheit kultureller Identitäten. So fühlen sich die jungen FilmemacherInnen ihrer Generation oft über nationale Grenzen hinweg stärker verbunden als dem Land, in dem sie leben. Das Selbstverständnis als Generation eröffnet eine neue Perspektive auf Traditionen und die nationale Geschichte. Hinzu kommt, dass der Generationswechsel in Ländern des östlichen Europa auch für einen Systemwechsel steht: vom Kommunismus zum Kapitalismus. In den Ländern des östlichen Europa ist die Erfahrung dieses Umbruchs eines der aktuell wichtigsten Themen. Die damit verbundene Orientierungslosigkeit und Unsicherheit sowie der Übergang in eine neue Epoche bieten viel Stoff für anregende Filmideen. Das Spannende beim Thema "Generation" ist ausserdem, dass es nahezu automatisch eine Vielfalt von persönlichen Assoziationen auslöst: Die eigene Familie, der eigene Freundeskreis, die eigene Schulklasse, das alles sind damit verbundene Themen.
Die entstehenden Filmepisoden sind bestimmt von einer gewissen ‚Happy Sadness'. Das Gefühl von ‚lost and found', von Verlust und Neuanfang, durchzieht sie als eine Art Grundton. Für mich spiegelt sich darin eine Erfahrung wieder, die nicht wenige RegisseurInnen machen mussten, nämlich dass in ihrem Land aufgrund des Systemwechsels eine Generation teilweise ‚verloren' ging, also das Land verließ oder zumindest die Orientierung verloren hat, und dass sie, als die darauf folgende Generation, diese Orientierung wieder finden müssen. Bei dieser mal mehr, mal weniger erfolgreichen Suche spielt Humor eine entscheidende Rolle. Auch dem gängigen Klischee entgegenzutreten, dass es sich bei Mittel- und Osteuropa um einen düsteren Raum handle, dem viele zu entfliehen versuchten und in dem oft eine eher deprimierende Stimmung vorherrsche, und in diesem Sinne unerwartete Geschichten aus den jeweiligen Ländern spannend zu erzählen, das war und ist ein zentrales Anliegen des Projektes.
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