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Ein Projekt der Foksal Gallery Foundation, Polen
 
„Re:form“ unternimmt den Versuch, polnische (Kunst-)Geschichte aus dem Blickwinkel der Gegenwart neu zu lesen. Dieser Prozess der Resignifikation und Rekontextualisierung geht einher mit der Entwicklung neuer Modelle der Kunstvermittlung, die sowohl international Beachtung finden als auch den veränderten wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen Polens gerecht werden. Das Projekt digitalisiert KünstlerInnenarchive und private Archive für Kunst ab den fünfziger Jahren, kuratiert Ausstellungen zum internationalen Filmfestival „Era New Horizons“ in Cieszyn, fördert Kunstprojekte im öffentlichen Raum und publiziert KünstlerInnen-Monographien.

Re:formRe:formRe:form
Im Rahmen von „Re:form“ kann die Foksal Gallery Foundation ihre vor sieben Jahren begonnene Tätigkeit als eine der wichtigen polnischen Institutionen für die Unterstützung und Vermittlung von zeitgenössischer Kunst erweitern bzw. intensivieren. Die Foksal Gallery Foundation existiert seit 1997 und ihre Arbeit schließt an die Tradition der 1966 gegründeten Galerie Foksal an. Von Anfang an verfolgte die Foksal Gallery Foundation das Ziel, die Tradition der Galerie Foksal - unter den veränderten Bedingungen - weiterzuführen, nämlich neue Modelle der Kunstvermittlung zu entwickeln, die sowohl international Beachtung finden als auch den neuen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen in Polen gerecht werden. Daher spielt in vielen der initiierten Projekte das Thema „Geschichte“ bzw. „Archiv“ eine große Rolle: Geschichte umformulieren, neu lesen oder aus dem Blickwinkel der Gegenwart noch einmal neu betrachten, das ist der Grundmodus unseres Arbeitens. Gleichzeitig will die Foksal Gallery Foundationauf die sich wandelnden gesellschaftlichen Bedingungen reagieren und neue Wege finden, zeitgemäß mit Kunst zu arbeiten. Viele unserer Projekte arbeiten entsprechend experimentell.
 

Neue Modelle der Kunstvermittlung entwickeln

Wir haben für das gemeinsam mit relations realisierte Projekt den Titel „Re:form“ aus folgenden Gründen gewählt. „Re:form“ bedeutet für uns, Prozesse der graduellen Veränderung, des Umformens, des Umdefinierens und Umdeutens, der Resignifikation oder der Rekontextualisierung im Zusammenhang mit der Formulierung neuer Formen zu sehen. Der Rückgang in die Geschichte mit dem Ziel, Neues zu entwickeln, scheint uns die generelle Ausrichtung der Foksal Gallery Foundation am besten zu umreißen. Ein zentrales Projekt im Rahmen von „Re:form“ ist für uns die Digitalisierung von verschiedenen privaten Archiven zu Konzeptkunst, konkreter Poesie, Sound Poetry, Fluxus, Video- und Netzkunst, die u.a. in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen unternommen wird. Die Leitung hat der Wissenschaftler Piotr Rypson inne. Weiterhin werden die Künstler-Archive von Jarosław Kozłowski und Edward Krasiński aufgearbeitet. Wir wollen ein Modell entwickeln, das das Studio des jüngst verstorbenen Krasiński der Öffentlichkeit zugänglich macht, ohne sein Leben und seine Arbeit auf herkömmliche Weise zu musealisieren. Ein weiteres Modul von „Re:form“ ist die Gestaltung des künstlerischen Rahmenprogrammes für das jährlich stattfindende Festival des jungen Films in Cieszyn. Hier ist es uns gelungen, eine längerfristige Kooperation mit der Stadt Cieszyn aufzubauen. Im Jahr 2004 war in diesem Segment von „Re:form“ die Erstellung eines Wandgemäldes von Monika Sosnowska auf der Fassade eines städtischen Wohnblocks in Cieszyn unser wichtigstes Projekt. Die Stadt garantiert die Erhaltung und Pflege über die nächsten zehn Jahre hinweg. Wir bemühen uns darum, die Zusammenarbeit mit den kommunalen Behörden zur Förderung von Kunstprojekten im öffentlichen Raum weiter auszubauen. Unser Plan ist es, jedes Jahr im Rahmen des Filmfestivals und in Zusammenarbeit mit der Stadt Cieszyn eine künstlerische Arbeit für den Stadtraum zu präsentieren. Die Ausstellung „Hidden In A Daylight“ wurde übrigens bei einer Umfrage der Galerie RASTER als die beste Ausstellung des Jahres 2003 in Polen ausgezeichnet. Angefragt wurden über dreißig Personen (KuratorInnen, GaleristInnen, MuseumsdirektorInnen, KritikerInnen etc.). Das dritte Modul von „Re:form“ ist ein 2003 ins Leben gerufenes Projekt: „Local Modernism“. Hier treiben wir unseren Plan weiter voran, eine Fußgängerbrücke über die Olza, den Grenzfluss zwischen Polen und Tschechien, auf den Weg zu bringen. Die derzeit in einen polnischen und einen tschechischen Teil geteilte Stadt Cieszyn soll damit wieder vereint werden. Für die theoretische Bearbeitung von „Local Modernism“ werden Stipendien an KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen vergeben. Schließlich arbeiten wir kontinuierlich an der Edition von KünstlerInnen-Monographien: Publikationen zu Cezary Bodzianowski, Henryk Stażewski, Oskar Hansen und Tadeusz Rolke. Sämtliche Publikationen erscheinen bei „Revolver - Archiv für aktuelle Kunst„ in Frankfurt am Main.
 

Joanna Mytkowska