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Weg vom Balkan – hin nach Europa Slowenien war seit den 1980er Jahren eindeutig die treibende Kraft gegen den Belgrader Zentralismus. Zunächst standen vor allem ökonomische Motive hinter den Sezessionsbestrebungen. Angesichts einer schweren wirtschaftlichen Krise verschärften sich die regionalen Auseinandersetzungen um die knapper werdenden Ressourcen. Slowenien, das über das höchste Pro-Kopf-Einkommen Jugoslawiens verfügte, war immer weniger bereit, seinen finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem Bund nachzukommen. 1987 forderten slowenische Intellektuelle zum ersten Mal öffentlich die nationale Eigenständigkeit der Republik und den Schutz der Menschenrechte. Repressive staatliche Maßnahmen gegen die Dissidenten lösten in der Bevölkerung eine breite Protestwelle aus, die schließlich systemsprengenden Charakter annahm. In dieser bedrohlichen Situation ging die kommunistische Parteiführung Sloweniens mit Milan Kučan an der Spitze auf die Forderungen der Bewegung ein. Im September 1989 änderte die Republik ihre Verfassung, gestand sich selbst das Sezessionsrecht zu und wies sämtliche Eingriffsrechte der Bundesorgane zurück. Nationaler Kapitalismus Der hohe Industrialisierungsgrad des Landes und ein mit knapp zwei Millionen Einwohnern nur begrenzt aufnahmefähiger Binnenmarkt erzwingen eine expansive Exportstrategie. Bis zur Unabhängigkeit war die slowenische Teilrepublik vor allem für die industrielle Endfertigung von Gütern zuständig. Der weniger entwickelte Süden der Jugoslawischen Föderation lieferte Rohstoffe sowie Halbfertigprodukte und diente zugleich als Absatzmarkt. Der Niedergang des jugoslawischen Wirtschaftsraums, der fast zeitgleiche Zusammenbruch des "sozialistischen Lagers" und die anschließende marktwirtschaftliche Öffnung bedeuteten einen tiefen Einschnitt. Zwischen 1989 und 1993 kam es zu einer schweren Rezession mit einem Rückgang um etwa ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts und der Industrieproduktion. Als Antwort auf die Krise versuchte Slowenien nicht nur, durch verschiedene Abkommen mit den Nachfolgestaaten Jugoslawiens den alten Absatzmarkt wenigstens teilweise für sich zu erhalten, sondern es baute vor allem die Handelsbeziehungen zur Europäischen Union weiter aus. Bereits vor der Unabhängigkeit hatte das Land den größten Teil des jugoslawischen Westhandels bestritten und verfügte somit über Verbindungen und Erfahrungen, die eine Neuorientierung der Wirtschaft deutlich erleichterten. Verzögerte Internationalisierung der Medienlandschaft Auch nach dem Systemwechsel spielte in den slowenischen Medien die öffentliche Hand eine wichtige Rolle, da angesichts des kleinen Marktes eine "Fremdbestimmung" befürchtet wurde.
1 Am 21. Dezember 1992 unterzeichneten Polen, Tschechoslowakei und Ungarn ein Abkommen zur Gründung einer Freihandelszone, der Central European Free Trade Association (CEFTA). Später kamen unter anderem Rumänien, Bulgarien und Kroatien hinzu. [zurück]
2 Nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Jugoslawien wurde Slowenien zwischen Italien, Deutschland und Ungarn aufgeteilt. Ähnlich wie in Kroatien kollaborierte der katholische Klerus mit den Besatzern. Schließlich kämpfte die sogenannte Heimwehr – kirchentreue Truppen der Marionettenregierung – gegen die Tito-Partisanen [S. 574]. Deren Vergeltung fiel am Ende des Krieges ausgesprochen blutig aus. Diese Massaker an den Domobranci, den "Weißgardisten", blieben als Thema auch nach 1991 lange Zeit ein Tabu. [zurück]
3 Der Terminus Transformation steht in der Regel für eine "Pluralisierung" und "Demokratisierung" in den ehemaligen sozialistischen Staaten. Zugleich bezeichnet er die Einführung der kapitalistischen Marktwirtschaft. Der Mainstream der Medien und der Sozialwissenschaften verwendet den Begriff in einem präjudizierenden Sinn, bei dem die Ungleichzeitigkeit und die Eigenständigkeit von sozialen Prozessen in den betroffenen Gesellschaften unterschlagen werden. [zurück]
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