Herausgegeberinnen
Katrin Klingan und Ines Kappert
Berater
Marius Babias, Kurator und Kunstkritiker, Berlin
Mathias Greffrath, Soziologe und Autor, Berlin
Georg Schöllhammer, Kurator und Kunstkritiker, Wien
Mit Beiträgen von
Konstantin Akinsha, Branislava Andjelković, Boris Bakal, Mehmet Behluli, Edwin Bendyk, Sokol Beqiri, Regina Bittner, Dunja Blažević, Latchezar Bogdanov, Iara Boubnova, Luchezar Boyadjiev, Sezgin Boynik, Pavel Brăila, Boris Buden, Vitalie Condraţchi, Cosmin Costinaş, Boris Cvjetanović, Ana Dević, Branislav Dimitrijević, Ivaylo Ditchev, Lilia Dragneva, Andreas Ernst, Nicoleta Esinencu, Ziyah Gafić, Javor Gardev, Maciej Gdula, Maurycy Gomulicki, Mathias Greffrath, Marina Gržinić, Özlem Günyol, Jerzy Gumowski, Enver Hasani, Vadim Hîncu, Emil Hrvatin, Jasmina Husanović, Astrit Ibrahimi, Emir Imamović, Nebojša Jovanović, Migjen Kelmendi, Vesna Kesić, Alexander Kiossev, Marek Krajewski, Dejan Kršić, Mustafa Kunt, Kurt and Plasto, Pero Kvesić, Sławomir Magala, Nenad Malešević, Shkëlzen Maliqi, Tomislav Medak, Christiane Mennicke, Svebor Midžić, Aldo Milohnić, Milla Mineva, Rastko Močnik, Miran Mohar, Joanna Mytkowska, Bojana Pejić, Nataša Petrešin, Piotr Piotrowski, Platforma 9,81, Marjetica Potrč, Andrzej Przywara, Marija Mojca Pungerčar, Tilman Rammstedt, Nino Raspudić, Klaus Ronneberger, Ştefan Rusu, Piotr Rypson, Petrit Selimi, Christian Semler, Shirana Shahbazi, Erzen Shkololli, Sławomir Sierakowski, Sean Snyder, Hito Steyerl, Marlene Streeruwitz, Adam Szymczyk, Šefik Šeki Tatlić, Sofie Thorsen, Ovidiu Ţichindeleanu, Alexandru Vakulovski, Nataša Velikonja, Oliver Vodeb, Borut Vogelnik, Hortensia Völckers, What, How & for Whom, Dominik Zaum, Jasmila Žbanić, Maria Ziegelböck und Andrea Zlatar
Daten
632 Seiten mit 190 farbigen Abbildungen
Format 17 x 24 cm, gebunden,
€ 34,– / sFr. 63,–
ISBN 10:3 - 8321-7693 - 4 /
ISBN 13:978-3 - 8321-7693 - 8
(deutsche Ausgabe)
ISBN 10:3 - 8321-7712 - 4 /
ISBN 13:978-3 - 8321-7712 - 6
(englische Ausgabe)
Erscheinungstermin
März 2006
Verlag
DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln
Gestaltung/Design
Kerstin Riedel, Nicola Reiter und Philipp Arnold, Berlin
Partner der Publikation
Bundeszentrale für politische Bildung,
Kontakt – Das Programm für Kunst und Zivilgesellschaft der Erste Bank-Gruppe in Zentraleuropa
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Wie Gegenwart ins Auge fassen? Diese Frage durchzieht unser Buch wie ein roter Faden. Wobei der Titel die Voraussetzung einer Antwort beschreibt: Alle Künstler und Autoren, die zum Buch beigetragen haben, wagen den Sprung in die Stadt, in die eigene oder fremde. Sie setzen sich aus, sie beziehen Position im Hier und Jetzt. Es geht um die Entwicklung von Texten und Bildern, die es erleichtern, den Blick zu wenden; die es erlauben, Bekanntes und Unbekanntes jenseits des Spektakulären oder Exotischen zu fassen. So werden Perspektiven eröffnet. Teilhabe, oder vielleicht besser: Zeitgenossenschaft, ist damit der Ausgangspunkt eines jeden Beitrags des Buches.
Sprung in die Stadt liefert keine Stadtportraits. Genauso wenig wird hier Osteuropa anhand einer Auswahl seiner Hauptstädte vorgestellt. Vielmehr versucht das Buch, eine Bewegung einzufangen. Seit drei Jahren sind wir im Rahmen unserer Arbeit für relations im steten Austausch mit Künstlern und Kulturschaffenden in Chişinău, Ljubljana, Pristina, Sarajevo, Sofia, Warschau und Zagreb. relations ist ein Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes, das seit 2002 in den genannten Städten Kunst- und Kulturprojekte unterstützt und ihre lokalen Kontexte an internationale Debatten anschließt (www.projekt-relations.de). In der festen Überzeugung, dass Kunst und Kultur das vitale Zentrum einer Gesellschaft bilden, haben wir in den letzten Jahren viele Reisen unternommen, um Künstlern und Theoretikern vor Ort immer wieder folgende Fragen zu stellen: Was ist in dieser Stadt heute Thema? Was ist für euch relevant? Welche Vision und welche Kritik müssen in eine breitere Öffentlichkeit getragen werden? Was kann eurer Ansicht nach die Kunst hier leisten? Sprung in die Stadt greift diese Themensetzungen auf und rahmt sie. Für jedes Stadt-Kapitel haben wir Künstler und Fotografen eingeladen, Arbeiten eigens für die Publikation anzufertigen. Gleichzeitig sprachen wir mit Schriftstellern, Kuratoren, Journalisten, Ökonomen und Soziologen. Viele machten sich daraufhin ebenfalls auf die Reise, denn die Konfrontation von Innenperspektive und Außenblick ist uns ein zentrales Anliegen. Wie stellt sich etwa Sofia für einen Besucher dar, wie für den Sofioter? Wovon erzählen uns die Differenzen?
Nach und nach haben wir – unterstützt durch unsere Berater Marius Babias, Mathias Greffrath und Georg Schöllhammer – umfangreiches Material aus den verschiedensten Bereichen zusammengetragen. So ist ein Lesebuch entstanden, das originäre künstlerische Beiträge und Essays, Reportagen, Fotostrecken, Gespräche und Analysen versammelt. Kapitel für Kapitel werfen wir Schlaglichter auf Städte und ihre aktuellen Diskussionen.
Chişinău, Hauptstadt von Moldau: Was bedeutet es, aus einer Außenseiterposition kritische Kulturarbeit zu leisten? Welche Sprache finden Wut, Sarkasmus und eine unerschütterliche Selbstironie? Sofia: Eine Stadt macht sich europatauglich und verändert ihr Äußeres radikal. Wer sind ihre neuen Besitzer, welche neuen visuellen Oberflächen und Codes bringen sie mit? Das Kosovo und seine Hauptstadt Pristina sind gezeichnet von der Unsicherheit ihres Status: Wird die Vision von einer Unabhängigkeit 2006 Realität werden können? Welche Konsequenzen hat das Einfrieren einer Gesellschaft als Protektorat der UN für den Alltag ihrer Mitglieder?
Sarajevo, rund zehn Jahre nach dem Krieg: Was bedeutet es hier und heute, die Frage nach der herrschenden Erinnerungspolitik zu stellen? Welche Strategien der Vergegenwärtigung kommen zum Tragen? Welche nicht? Zagreb: Intellektuelle und Künstler rollen die Geschichte ihrer Netzwerke neu auf: "Das zweite Leben der Kollektive" als Antwort auf die neuen Verhältnisse zwischen Nationalismus und Kapitalismus. Warschau, boomende Hauptstadt Polens: Die Kritik am Neoliberalismus schärft sich und die Teilhabe an Europa gewinnt an Selbstverständlichkeit. Ljubljana: Zum Selbstverständnis der Ljubljaner gehört seit jeher die internationale Vernetzung und eine außergewöhnlich lebendige Kunst- und Kulturszene. Angesichts der sich verändernden politischen und ökonomischen Situation streiten Intellektuelle und Künstler für die Beibehaltung dieser Offenheit. Was bedeutet Internationalität heute in Ljubljana?
Das sind nur einige Beispiele. Es sei wiederholt: Es geht um Zeitgenossenschaft. Es geht um Distanznahme in der Empathie. Es geht darum, eine Ahnung zu bekommen, wie Alltag sich gestaltet, welche Visionen Perspektiven eröffnen, worüber gelacht und worüber gestritten wird.
Katrin Klingan und Ines Kappert
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